Mellan sommar och höst - Zwischen Sommer und Herbst
wenn nichts, außer dir, mir Trost geben kann.
(„Mellan sommar och höst“ Marie Fredriksson)
Zugegeben, auch ein Nordlicht wie ich mag den Sommer. Endlose Tage im Freien, warme Sonnenstrahlen auf der Haut, im schattigen Gastgarten mit guten Freunden ein kühles Getränk genießen, abends lange im Garten sitzen.
Was ich aber gar nicht mag ist extreme Hitze vor der ich mich im Haus verstecken muss. Zähe, heiße Luft die mir den Atem nimmt sobald ich das Haus verlasse und tropische Nächte in denen ich keinen Schlaf finde. So einem Sommer weine ich nicht nach.
Bei dem schwedischen Sommer allerdings, den wir heuer erlebt haben, ist das schon ein bisschen anders. Da habe ich mir sehr oft gewünscht er möge nie zu Ende gehen.
Eigentlich wollten wir heuer erst viel später im Jahr nach Schweden fahren. Wir hatten Anfang Oktober geplant, aber der Job hat es nicht anders zugelassen. Also haben wir eben schon Mitte August unseren Camper vollgepackt und haben uns auf den Weg nach Norden gemacht. Und zwar nur nach Norden! Und das war perfekt so, denn wir konnten dadurch den letzten tropischen Wochen daheim entfliehen und wurden dafür im Norden mit einem herrlichen Spätsommer und Frühherbst beschenkt.
Drei Wochen zwischen Sommer und Herbst in denen der ohnehin kurze schwedische Sommer noch nicht ganz bereit dazu war, dem Herbst das Land zu überlassen. Die Natur war noch grün, da und dort hatten die Birken aber schon erste gelbe Blätter und die vielen Ebereschen leuchteten knallrot am Wandrand und in den Gärten. Morgens lag Tau auf den Wiesen und Nebel am Wasser und trotzdem konnten wir Ende August nur 300 km nördlich des Polarkreis noch schwimmen gehen.
Bewusst haben wir Süd- und Mittelschweden ziemlich zügig und hauptsächlich auf den großen Europastraßen durchfahren und nur einige nette Kleinstädte herausgesucht um uns die Füße zu vertreten oder in einem Café eine typisch schwedische Fika (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fika) zu genießen.
Erst an der „Höga Kusten“ haben wir unsere Reisegeschwindigkeit reduziert. Hier an der Ostküste Nordschwedens, wo die schroffen, roten Granitfelsen der Berge direkt aus dem Meer emporsteigen begann unsere eigentliche Reise im schwedischen Norden.
Über die gewaltige Höga Kusten Bron – einer Hängebrücke über den Ångermanälven – tauchten wir ein in das Unesco Weltnaturerbe Höga Kusten und waren fasziniert von dieser gewaltigen Landschaft. Die Wanderung durch den Skulleskogen Nationalpark hat uns zwar einiges abverlangt, aber es war jeden schmerzenden Muskel wert.
Der größte Luxus für mich ist es, Zeit zu haben! Und auch wenn es im Zusammenhang mit einer Urlaubsreise etwas eigenartig klingt, ich liebe es auch kein fixes Ziel zu haben. Keinen Plan der mir vorgibt wann ich wo zu sein habe weil irgendwas fix gebucht ist.
Und so wussten wir bei dieser Reise nur, dass wir in den Norden Schwedens wollen. Wohin es uns am nächste Tag dann tatsächlich verschlägt, haben wir oft erst abends bei einem gemütlichen Gläschen Wein beschlossen. Das ist für mich lagom Reisen. Das gibt mir die Freiheit dort länger zu bleiben wo es mir gerade gefällt und auch die schönen Dinge abseits der Touristenhighlights zu entdecken.
Einfach mitten im Nirgendwo anhalten um die grandiose Landschaft zu fotografieren, egal wie lange es dauert.
Einfach mitten im Nirgendwo anhalten um die grandiose Landschaft zu fotografieren, egal wie lange es dauert.
Einfach stundenlang durch ein kleines Dorf wandern und die wunderschönen und liebevoll gepflegten Häuser und Gärten bewundern.
Vielleicht war dieser Urlaub so speziell, weil wir ohne fixes Ziel und ohne große Erwartungen losgefahren sind. Wir wollten einfach ausspannen, den Alltag ein wenig vergessen, die Natur genießen. Wieder einmal Zeit für einander haben.
Vielleicht aber war dieser Urlaub auch deshalb so speziell, weil es ein Jubiläum für uns war. Genau vor 30 Jahren, fast zur selben Jahreszeit, haben wir uns in „unser“ Schweden verliebt.
Und vielleicht hat uns „unser“ Schweden gerade deshalb heuer zum Jubiläum ein ganz besonderes Geschenk gemacht, aber davon erzähle ich euch das nächste Mal.
Ha det bra, Conny